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La Triviata
11,90 €

Der Duft der Achtziger

Die vorliegenden Aufzeichnungen aus dem Jahre 1985 sind das Resultat einer großen Anstrengung, eines Überlebenskampfes, wenn man so will. Nachdem ich zuvor zwanzig Jahre in diversen Redaktionen gearbeitet hatte und feststellen musste, wie mein Traumberuf langsam aber stetig vom demokratischen Korrektiv zum Handlanger von Kapitalinteressen mutierte, war ich erstmals kühn genug, den Ausstieg zu wagen. Ich wollte nicht länger auf „Maggies Farm“ arbeiten, wie es Bob Dylan so treffend ausdrückte, ich tauschte finanzielle Sicherheit gegen Unabhängigkeit - in der guten Hoffnung, dass mir als freier Journalist, der zudem über einige Beziehungen verfügte, ein bescheidenes Einkommen beschieden sein würde. Dass mich die Marktlage, in der eine neue Kaste von Verlagsmanagern ihre Häuser inzwischen wie Schraubenfabriken führten, selbst wenn in ihnen an den Stellschrauben der Gesellschaft gedreht wurde, schneller in die Knie zwang als erwartet, war nicht vorauszusehen. 

Mein journalistischer Niedergang bis hin zum Verfassen von Trivialromanen für die Regenbogenpresse ist aber nur die eine Seite der Medaille. Um meinen inneren Kompass nicht gänzlich zu verlieren, machte ich es mir zur Pflicht, mich mit täglichen Fingerübungen „frisch“ zu halten.

Das Manuskript ist 33 Jahre alt. Nachdem der Suhrkamp Verlag einer Veröffentlichung zunächst zugestimmt hatte, um dann doch wieder abzusagen, war für mich klar, dass ich es allenfalls ein paar Freunden anvertrauen würde. Ich selbst habe immer mal wieder darin geblättert und mit den Jahren wuchs die Freude über das Buch, dessen Qualitäten mir zunehmend deutlicher vor Augen traten. Einen entscheidenden Reiz bezieht die Lektüre zweifellos aus der Tatsache, dass sie einer anderen Zeit entstammt.

Der Abstand zum Jahr 1985 ist aus zweierlei Gründen interessant: zum Einen wird klar, auf welch fatale Weise die Dinge fortgeschrieben wurden, von denen hier so häufig die Rede ist. Zum Anderen transportiert das Buch den Duft der Achtziger, ein Jahrzehnt, das  dem Minimalismus in zu engen Anzügen huldigte und dem wir in Nostalgie verbunden sind. Bei der Überarbeitung des Textes habe ich mich wie auf einer Zeitreise gefühlt und ich hoffe, dass es dem einen oder anderem Leser ähnlich ergeht. 

„Es ist schade, dass alles nur Worte sind“, hat Ingrid Bachmann einmal gesagt, „ich wünschte mir einen richtigen Scheiterhaufen.“  1985  ist ähnlich zu verstehen.

Dirk C. Fleck, im November 2018

 

PS: Ein Wort noch zum Cover dieses Buches, weil sich doch viele fragen werden, welchen Bezug das Motiv zum Inhalt hat. Einen übergeordneten, würde ich sagen. Genauso wie der Untertitel „Der Duft der Achtziger“. Mit beiden, Untertitel wie Cover, kann man unmöglich stimmig auf die unterschiedlichsten hier versammelten 258 Gedanken eingehen. Man kann allenfalls den Grundtenor heraus filtern. Das könnte beispielsweise der Begriff Melancholie sein. Ich habe mich allerdings für etwas anderes entschieden, weil mir bei der Digitalisierung des Textes aufgefallen ist, das ich bereits damals, acht Jahre vor meinem Roman „GO! - Die Ökodiktatur“, immer wieder auf die verhängnisvollen Entwicklungen hingewiesen habe, die so grandios ignoriert wurden und werden. Während wir seit Jahrzehnten sehenden Auges auf eine ökologische Katastrophe zusteuern, haben wir uns zu totalüberwachten, manipulierten Claqueuren entwickelt, deren Gier, Ignoranz und Gleichgültigkeit das Desaster erst möglich macht, weswegen uns die Chose demnächst zurecht um die Ohren fliegen wird. Klatsch, klatsch …

Zwei Hambürger