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Danke! Und ein friedvolles, inspirierendes neues Jahr

6.1.2016 - Seit zwei Tagen ist  Ken Jebsens Gesprächsrunde POSITIONEN #3, an der auch ich teilgenommen habe, online und in nicht einmal 36 Stunden hatte sie 60 000 Klicks. Die Reaktionen sind überwältigend. Über Facebook bekomme ich jede Menge "Briefe", die von solcher Herzlichkeit sind, dass es mich vom Stuhl haut. Mit einer solchen Reaktion habe ich nicht gerechnet. Ich bedanke mich bei allen, die den Kontakt zu mir gesucht haben, die mir von ihren Ängsten und Hoffnungen erzählen und die den Wunsch geäußert haben, mit mir bei Gelegenheit einen Kaffe trinken zu gehen. Ihnen allen scheint es wie mir zu gehen. Denn wie jedes Mal zu Beginn eines neuen Jahres habe ich auch diesmal das Gefühl, als würde mir von unsichtbarer Hand der Mantel der Melancholie übergestreift. In diesen Momenten wird mir bewusst, was der Dichter Max Jacob wohl gemeint hat, als er sagte:

„Ich weine vor Euch, weil ich weiß zu welchen Schlünden ihr wandert.“

Es tut manchmal gut, all jener zu gedenken, die in diesem mörderischen und selbstmörderischen System der Gier am Leben gehindert werden. Dabei schließe ich die Pflanzen und Tiere ausdrücklich mit ein. Hier eine kleine Passage aus meinem Roman „Das Tahiti-Projekt“, die über eine Befindlichkeit Auskunft gibt, von der ich glaube, dass ich sie mit sehr vielen Menschen teile: „Wieder einmal überkam Cording ein nicht zu bändigender Hass auf die Spezies, der er angehörte und deren einzige Bestimmung die Zerstörung des Planeten zu sein schien. Irgendwann würde er an dieser Erkenntnis zerbrechen. Vielleicht hätte er seine Sensibilität im Widerstand ersticken sollen, er hätte zum Beispiel einer von diesen Guerillatypen werden können. Einer, der bereit war, guten Glaubens einen Forstarbeiter zu erledigen, bevor der letzte Baum zu Boden fiel. Der bereit war, sich selbst zu opfern, falls es notwendig sein sollte. Aber er war nun mal keiner, der klaglos seinen Ameisendienst verrichtete, nicht einmal in einer moralisch hoch gerüsteten Armee. Außerdem war er zu feige für den Kriegsdienst. Er hatte sich für ein Reporterleben entschieden. Als Reporter blieb er unangetastet und wurde doch Zeuge all der Tränen, Ängste, Missverständnisse und Vergewaltigungen, Zeuge der unerbaulichen Tode, Zeuge von Gewalt und Verbrechen, Zeuge für das gesammelte Aufgebot gegen die Lebensfreude. Auch keine einfach zu ertragende Aufgabe.“

So erging es mir, bevor ich mich entschloss, nicht mehr im Journalismus tätig zu sein. Dass ich jetzt gelegentlich für KenFM schreibe ist keine Rückkehr in den Journalismus alter Prägung , der jeglichen Anspruch und jeglichen Stolz verloren hat. Es ist ein Ankommen bei verantwortungsvollen, kreativen Menschen, die meinen Beruf, und als solches hatte ich ihn immer begriffen,. mit Spaß, Engagement und Ihren im Job erworbenen Fähigkeiten so interpretieren, wie ich es mag. Dass sich zwei Generationen (ich bin 72) problemlos auf eine Zusammenarbeit einigen können, macht mich froh, hätte ich nicht mehr für möglich gehalten. Ich treffe meine Freunde also inzwischen im Cyber Space, interessant, obwohl ich von ihm nur wenig weiß, der sich mir aber jetzt erschließen wird.

Ich möchte euch eine Geschichte erzählen, die euch hoffentlich zuversichtlich ins Neue Jahr gehen lässt.. Mir dient sie inzwischen als wirksame Waffe gegen mein „Der Drops ist gelutscht“-Postulat, dass ich so gerne auf der Zunge trage: Der philippinische Soziologe, Umweltaktivist und Träger des Alternativen Nobelpreises, Nicolas Perlas, hat vor einigen Jahren auf die Frage, wie er die Zukunft der Menschheit einschätzt, gesagt:

„Für dieses Jahrhundert bin ich pessimistisch gestimmt, für das kommende jedoch sehr optimistisch.“

Seinen Optimismus verdankt er einer biologischen Transformation aus dem Tierreich, einem Umwandlungsprozess, von dem Perlas glaubt, dass er nun auch von der globalen Zivilgesellschaft Besitz ergriffen hat. Er nannte das Beispiel eines Raupenkörpers, der sich verpuppt. In dem verpuppten Körper bilden sich Zellen, die die Wissenschaft ‚Imagozellen’ nennt. Imagozellen sind Schmetterlingszellen, welche in dem Raupenkörper entstehen und dort die Zukunft implantieren. Natürlich werden sie vom Immunsystem der Raupe als Fremdkörper angegriffen und vernichtet. Aber da sich der Raupenkörper in zunehmender Desintegration befindet, hat es die zweite Generation der Imagozellen schon leichter. Aber auch sie werden noch von dem alten System attackiert, aber immerhin wissen die Eindringlinge jetzt, wie man die Immunzellen der Raupe so infiziert, dass sie selber Imagozellen hervorbringt. Irgendwann schließen sich die bislang isolierten Imagozellen in Clustern zusammen und werden zu ‚Inseln der Zukunft’. Dann fangen sie an, sich zu vernetzen und sich durch Zellstraßen zu verbinden. Zeitgleich wird der Raupenkörper immer instabiler. Irgendwann kommt ein Moment, wo das Netzwerk die Nachricht an die Zukunftsinseln sendet, dass sie keine Raupe mehr sind‚ Von diesem Augenblick an geht es rasend schnell. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis aus einem wilden Zellhaufen ein Schmetterling erwächst, der eine völlig andere Realität vorfindet und dem andere Ebenen des Ausdrucks zur Verfügung stehen.

Ist das nicht schön, ist das nicht vorstellbar? Ich wünsche euch ein inspirierendes Neues Jahr, Gesundheit, Mut und Zuversicht. Bleibt wahrhaftig

Zwei Hambürger