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Montag, 16 März 2015 16:29

Der Blick hinter die Kulissen

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ConnectionAutor: Volker Freystedt

Die meisten Menschen wissen oder spüren, dass wir in zunehmend schwierigen Zeiten leben. Doch wer ist schon in der Lage, eine genaue Definition der Probleme oder eine Analyse der Hintergründe zu geben? Wer hat Alternativen anzubieten? Wer ist gar in der Lage, diese Alternativen so überzeugend zu vertreten, wie es in einer Demokratie nun einmal nötig ist, um Veränderungen umzusetzen?

 

Von der Politik erwarten die Bürger dies alles immer weniger. Wer aber sonst könnte den drängenden Wandel bewirken? Dieser Frage ist Dirk C. Fleck nachgegangen und sprach deshalb mit Vertretern der oft als »vierte Macht« bezeichneten Medien über deren Rollenverständnis in Krisenzeiten.

So vielfältig die Medienlandschaft, so vielfältig die Antworten der befragten Protagonisten, könnte man meinen. Doch eine Meinung zieht sich deutlich durch das ganze Buch: Die Medien haben nur einen sehr begrenzten Einfluss. Zum einen, weil das Publikum für die Krisenthematiken schwer zugänglich ist (was wiederum mit Blick auf Auflage bzw. Quote Berücksichtigung finden muss), zum anderen wegen des Überlebenskampfes der Medien selbst. Ökonomische Interessen werden mal mehr, mal weniger als ursächlich benannt; häufig geht es um die rasante Entwicklung vom Print hin zum Internet. Werden die Printmedien auch diese neue Welle überleben, so wie sie das Fernsehen überlebt haben? Diese Frage treibt alle um, mit unterschiedlichen Erwartungen.

Fleck gelingt es weitgehend, seine Gesprächspartner von zu großen Themenabschweifungen abzuhalten. Trotzdem gleicht keiner der 25 Beiträge dem anderen, denn Fleck geht in seine Gespräche zwar immer mit der gleichen Grundfrage – doch er lässt sein Gegenüber von dort antworten, wo dieser sich gerade befindet. Einige Male fanden die Befragungen in schriftlicher Form statt, doch die meisten Gespräche hat Fleck nach Tonaufzeichnungen zusammengefasst, wobei er häufig auch die Atmosphäre, in der das Treffen stattfand, mitliefert. Eine Niederschrift eins-zu-eins wäre sicherlich weniger subjektiv geworden, aber dafür langweiliger.

Bevor die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckardt, in ihrem Nachwort Medien und Politik an ihre gemeinsame Verantwortung gemahnt, wartet der letzte Beitrag mit einer besonderen Form auf: geschuldet dem Umstand, dass ein auf zwei Stunden angesetztes Gespräch mit Frank Schirrmacher, dem Mitherausgeber der FAZ, nur vierzig Minuten dauerte, reflektiert Dirk C. Fleck die in dieser verdichteten Begegnung gefallenen Aussagen Schirrmachers in einem brieflichen Feedback. So gingen auch diese wichtigen Einschätzungen nicht verloren.

Was allerdings zu kurz kommt, ist die Sicht der weiblichen Medienvertreter. Nur zwei von den 25 Beiträgen stammen von einer Frau. Dabei wollte Fleck sogar mehr tun, als den tatsächlichen Anteil (von 30 Prozent) der Frauen in den Medien abzubilden – bis zur Hälfte Raum hätte er ihnen gegeben! Doch er musste resigniert einen Korb nach dem anderen annehmen, die Damen entschuldigten sich reihenweise mit zu hoher Belastung! Fazit: ein wichtiges Thema, wichtige Gesprächspartner und interessante Gespräche, gekonnte journalistische Umsetzung – ein rundum gelungenes, wichtiges Buch!

Gelesen 5216 mal Letzte Änderung am Montag, 16 März 2015 16:29

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